Skaphoid-Fraktur (Kahnbeinfraktur) immer operieren?


Es gibt einen zunehmenden Trend zur primären chirurgischen Verschraubung der Kahnbeinfraktur. Aktuelle Studien können dieses Vorgehen jedoch nicht eindeutig unterstützen. Eine Ruhigstellung in einem Gips ist bei bis zu 2 mm verschobenen Frakturen im mittleren Drittel („waist-fracture“) nahezu genauso effektiv wie die primäre Verschraubung; vorausgesetzt man wartet nicht zu lange, falls die Fraktur nicht heilt. Dies hat eine aktuelle Studie, die in einem hochwertigen Wissenschaftsmagazin veröffentlicht wurde, hervorgebracht (Joseph J Dias et al., Lancet 2020).



So gab es in der SWIFFT-Studie (Scaphoid Waist Internal Fixation for Fractures Trial) nach 12 Wochen keinen Unterschied in Bezug auf Schmerzen und Funktion. Es gibt keinen Nachweis, dass das Risiko einer ausbleibenden Heilung (Pseudarthrose) signifikant erhöht wäre (Joseph J Dias et al., Lancet 2020).

Im Gegensatz zur operativen Verschraubung kommt es jedoch bei der Ausbehandlung im Gips zehn Mal seltener zu Komplikationen durch Infektionen, Nervenprobleme oder chronische Schmerzsyndrome (CRPS). Damit ist diese Behandlung unter bestimmten Voraussetzungen aus unserer Sicht zu bevorzugen.

Die SWIFFT-Studie bestätigt damit die aktuellen Leitlinien der AWMF. Nach diesen Leitlinien ist für eine gute knöcherne Ausheilung der Grad der Dislokation (Verschiebung des Bruches) entscheidend. Dieser sollte nicht mehr als 2 mm betragen (S3-Leitlinie 2016 Skaphoidfraktur).


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Dr. Beck München